Samstag, 30. August 2008

Der Glückstag

Langsam bin ich ziemlich Expo-müde und die Arbeitsmotivation sinkt immer weiter in den Keller. Umso schöner das es ab und zu noch tolle Tage gibt. Einen solchen hatte ich letztes Wochenende. Am Morgen gelang es mir überraschend problemlos den Arbeitsplatz zu tauschen. Ich hatte keine Lust auf den Streß am Eingang, beim dem man von ungefähr jedem zweiten Besucher beschimpft wird. Ich erwartete also einen ruhigen Tag zwischen den Exponaten. Mein Glück sollte anhalten, in der morgentlichen Dienstbesprechung werden die Führungen verteilt, wobei die wirklich Interessanten Persönlichkeiten meist unseren sogenannten VIP-Hostessen zugeteilt werden. Doch an dem Tag hatte ich Glück und bekam die Führung mit dem ungarischen Präsidenten! So ein Präsident verursacht natürlich viel AUfregung im Pavillon, zuerst geht die Polizei mit einem Spürhund durch, dann wird der rote Teppich ausgerollt und dann wird die ganze Chef-Etage nervös. Die Leute in der Warteschlange sind natürlich genervt, dass es irgendwen gibt, der nicht ewig anstehen muss. So wurde der Präsident bei seiner Auskunft leider ausgepfiffen. Wie immer bei solchen Anlässen steht man als Hostess auch eher im Hintergrund und so musst die Pavillondirektorin den Präsidenten fast am Arm festhalten, um mich vorzustellen. Glücklicherweise ist der Präsident ein Herr von Welt und spricht sehr gut deutsch, das hat mir die Führung wesentlich vereinfacht, da mein ungarisch bekanntlich zu wünschen übrig lässt. Ich ging also mit einem aufmerksam zuhörenden Präsidenten, mehren Bodyguards und meiner gesamten Chefetage durch die Ausstellung. Schade das solche Angelegenheiten extrem steif ablaufen und man keine Chance hat mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Als ich den Herrn dann in die VIP-Lounge brachte war er auch gleich wieder mit wichtigeren Gesprächen beschäftigt und ich schaffte es nur mit Mühe mich wenigstens für seine Aufmerksamkeit zu bedanken. Also der ganze Trubel vorbei war hab ich mir erstmal einen Sekt in der VIP-Lounge genehmigt, schließlich war der einmal vorbereitet und man will ja nichts verkommen lassen.
Wenn ihr jetzt denkt das war schon alles Gute, was mir an einem Tag passieren kann, dann irrt ihr. Ich hatte mich schon einigermaßen wieder beruhigt, da stand plötzlich Pilar vor mir. Sie war eine meiner Spanischdozentinnen im Grundstudium und vor allem die Leiterin unserer spanischen Theatergruppe. Vielleicht können sich manche noch an meinen glorreichen Autritt als alter Offizier erinnern. Ich hab mich jedenfals riesig gefreut Pilar zu sehen, vor allem weil sie einen riesigen Kugelbauch vor sich her schob. Strahlend erzählte sie mir, dass sie verbeamtet, verheiratet und offensichtlich schwanger ist.
An diesem Tag habe ich die Arbeit zufrieden und gutgelaunt verlassen.

Mittwoch, 20. August 2008

Heute hatte ich einen besonders lustigen Arbeitstag, zumindest hab ich super viel gelacht. So was nennt man wohl Galgenhumor.
Meine erste Position am Morgen war die Warteschlange. Dort sind schön ordentlich Absperrungen aufgebaut, wie man es zum Beispiel vom Flughafen kennt. Nachdem die Tore der Expo geöffnet werden, rennen die Leute wie wild los. Ein großer Teil dieser Wilden rennt direkt zum deutschen Pavillon. Natürlich ist bei soviel Hektik völlig ausgeschlossen die nervigen Schlangenlinien zu laufen, außerdem ist Hürdenlauf auch eine olympische Disziplin. Ich konnte also nur hilflos zuschauen, wie die Leute eifrig über die Ketten springen und hoffen, dass sich keiner etwas bricht. Irgendwann sind die Absperrungen, die für 2 1/2 Stunden Anstehzeit reichen, auch zu Ende, was die Leute keineswegs davon abhält sich anzustellen. Die Warteschlange verlängerte sich also ganz schnell am Pavillon der Griechen (die schon leicht mit dem Kopf schüttelten) vorbei und überwand nach kurzer Zeit auch den anliegenden Souvenirshop und erreicht glorreich den goldenen Pavillon Belgiens. An dieser Stelle standen die Griechen schon ungläubig aber lachend daneben, während ich den Leuten lächelnd mitteilte das die Wartezeit 4 1/2 Stunden beträgt. Leider schreckte diese Informationen nur die wenigsten ab. Ich musste mich ab und zu einige Schritte entfernen, um die Leute ein bißchen auszulachen. Einigen habe ich dann auch mitgeteilt, dass man in der selben Zeit nach Deutschland und zurück fliegen kann, aber auch dann kamen keine ernsthaften Zweifel auf in der Schlange zu verbleiben.
Einen anderen Höhepunkt des Tages kann ich nur aus zweiter Hand weitergeben, da meine liebe Kollegin Kathrin die Freude hatte dieses amüsante Gespräch zu führen. Eine deutsche Besucherin fragte sie nämlich nach dem Pavillon "Fila" von dem alle sprechen. Da alle davon sprechen, wollte sie dort auf jeden Fall auch hin. Leider wußte die Arme nicht, das "fila" Warteschlange bedeutet.
Während ich also versuche vierstündige Warteschlangen in Schach zu halten und freiwillig Führungen durch den Pavillon übernehme, ist meine Sachbearbeiterin in Berlin mal wieder damit beschäftigt sich an Inkompetenz selbst zu übertreffen. Die Probleme mit der Lohnsteuerkarte hab ich ja bereits geschildert, aber auch diesen Monat hatte ich noch nicht das Glück für meine Arbeit bezahlt zu werden. Auch nach mehreren Rücküberweisungen seitens meiner Bank, kam man in Berlin nicht auf die Idee sich mit mir in Kontakt zu setzten. Ich habe also die Initiative ergriffen und gefragt, warum mein Gehalt so lange auf sich warten lies, anbei habe ich für alle Fälle zum dritten Mal meine Bankverbindung geschickt. Als Antwort erhielt ich einen Tag später: Deine Gehalt wurde dir heute überwiesen. Da ich der Meinung bin, dass man mir durchaus eine Erklärung schuldet rief ich in Berlin an. Auf die Frage was den los war, erhielt ich dann die lustige Antwort ich hätte ja erst einen Tag zuvor meine neue Kontonummer geschickt. Meine Einwurf, dass ich gar keine neue Kontonummer habe wurde nicht sofort aufgegriffen, im Verlaufe des Gesprächs erreichte ich auch lediglich ein indirektes Eingeständnis, dass es sich wohl um einen Tippfehler handelte.
Zuversichtlich, dass ich noch diese Woche meinen Lohn, den austehenden Teil des Lohnes vom Juni und die Taxikosten meiner Ankunft auf meinem Konto finden würde, kehrt ich zurück an meine Arbeit. Doch schon nach Dienstschluss wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Ich erhielt meine Lohnabrechung mit dem Vermerk ich solle doch dringend die Lohnsteuerkarte einreichen! Die Abrechnung lief wieder über Lohnsteuerklasse 6 (obwohl ich 1 bin), was soviel heisst wie: Vom Bruttogehalt bleibt nur die Hälfte übrig! Eigentlich wähnte ich dieses Problem bereits geklärt, weil ich aus Berlin bereits die schriftliche Bestätigung hatte, dass meine Lohnsteuerkarte eingetroffen ist. Was soll ich dazu noch sagen?.....................to be continued..............
Dann hoffe ich mal ich hab euch nicht gelangweilt und einigermaßen verständlich gemacht, wo meine Problem mit der netten Sachbearbeiterin liegen.
Bis zum nächsten Mal.

Dienstag, 5. August 2008

Arbeitsalltag

Neulich war ein Team von RTL Nord den ganzen Tag bei uns im Pavillon und wenn ihr auf die Übershrift klickt könnt ihr sehen, was dabei heraus gekommen ist.
So, habt ihrs gesehen? Dann kennt ihr ja jetzt schonmal meine Chefin und ich kann euch noch ein bißchen was über meine Arbeit erzählen. Leider ist es manchmal ganz schön monoton immer wieder das Selbe zu erklären, aber immerhin erzählt man es immer anderen Menschen und ab und zu ist jemand interessantes dabei. Außer verschiedenen Fernsehteams (gestern war das ZDF zum dritten mal da) treiben sich im Pavillon auch ein paar mehr oder weniger wichtige Persönlichkeiten herum. In den letzten Tagen war der Präsident Kasachstans da und auch einige Mitglieder der kuwaitischen Königsfamilie. Heute war der Vizepräsident des europäischen Parlaments da. Die deutsche Prominenz lässt allerdings auf sich warten, Herr Glos (Wirtschaftsminister) hat uns seinen lange geplanten Besuch kurzfristig abgesagt und auch Frau Merkel wird wohl nicht kommen. Natürlich bekommt man im Arbeitsalltag nicht immer mit, wer da gerade durch den Pavillon geführt wird und man hat ja auch mal frei. In der Liste meiner Führungen hab ich auch nicht so viel Prominenz. Ich hatte die Ehre mit dem spanischen Konsul in Mailand und einer EU-Parlamentarierin.
Wenn man nicht gerade eine der angemeldeten Delegationen durch den Pavillon führt, versucht man zum Beispiel die Warteschlange bei Laune zu halten, das ist bei mind. 1h 30 min Wartezeit und Außentemperaturen von 40° nicht so einfach. Weitere Aufgaben sind es die Leute in Boote einsteigen zu lassen, ohne das besagte Boote anhalten oder zwischen den Exponaten zu stehen und diese zu erklären. Bei letzterer Aufgabe hat man verschiedene Möglichkeiten: Man erklärt jedem vorbeikommenden Besucher wie zum Beispiel die Grundwassersanierung funktioniert oder man erklärt es nur denen, die sich dafür interessieren (schwierig festzustellen) oder man macht es wie einge meiner Kollegen, man erklärt niemanden irgendwas. Das wiederum führt wieder zu zwei Auswahlmöglichkeiten: Man findet einen Kollegen der auch nichts erklärt und hält ein Schwätzchen oder man steht dumm rum wie eine Salzsäule.
Zu meiner Arbeitseinstelllung kann ich folgendes sagen: Ich versuche keine Salzsäule zu sein, die Schwätzchen in Grenzen zu halten und interessierte Besucher zu erkennen und ab und zu muss dann ein Besucher Erklärungen über sich ergehen lassen, die er nicht gewollt hat.