Langsam bin ich ziemlich Expo-müde und die Arbeitsmotivation sinkt immer weiter in den Keller. Umso schöner das es ab und zu noch tolle Tage gibt. Einen solchen hatte ich letztes Wochenende. Am Morgen gelang es mir überraschend problemlos den Arbeitsplatz zu tauschen. Ich hatte keine Lust auf den Streß am Eingang, beim dem man von ungefähr jedem zweiten Besucher beschimpft wird. Ich erwartete also einen ruhigen Tag zwischen den Exponaten. Mein Glück sollte anhalten, in der morgentlichen Dienstbesprechung werden die Führungen verteilt, wobei die wirklich Interessanten Persönlichkeiten meist unseren sogenannten VIP-Hostessen zugeteilt werden. Doch an dem Tag hatte ich Glück und bekam die Führung mit dem ungarischen Präsidenten! So ein Präsident verursacht natürlich viel AUfregung im Pavillon, zuerst geht die Polizei mit einem Spürhund durch, dann wird der rote Teppich ausgerollt und dann wird die ganze Chef-Etage nervös. Die Leute in der Warteschlange sind natürlich genervt, dass es irgendwen gibt, der nicht ewig anstehen muss. So wurde der Präsident bei seiner Auskunft leider ausgepfiffen. Wie immer bei solchen Anlässen steht man als Hostess auch eher im Hintergrund und so musst die Pavillondirektorin den Präsidenten fast am Arm festhalten, um mich vorzustellen. Glücklicherweise ist der Präsident ein Herr von Welt und spricht sehr gut deutsch, das hat mir die Führung wesentlich vereinfacht, da mein ungarisch bekanntlich zu wünschen übrig lässt. Ich ging also mit einem aufmerksam zuhörenden Präsidenten, mehren Bodyguards und meiner gesamten Chefetage durch die Ausstellung. Schade das solche Angelegenheiten extrem steif ablaufen und man keine Chance hat mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Als ich den Herrn dann in die VIP-Lounge brachte war er auch gleich wieder mit wichtigeren Gesprächen beschäftigt und ich schaffte es nur mit Mühe mich wenigstens für seine Aufmerksamkeit zu bedanken. Also der ganze Trubel vorbei war hab ich mir erstmal einen Sekt in der VIP-Lounge genehmigt, schließlich war der einmal vorbereitet und man will ja nichts verkommen lassen.
Wenn ihr jetzt denkt das war schon alles Gute, was mir an einem Tag passieren kann, dann irrt ihr. Ich hatte mich schon einigermaßen wieder beruhigt, da stand plötzlich Pilar vor mir. Sie war eine meiner Spanischdozentinnen im Grundstudium und vor allem die Leiterin unserer spanischen Theatergruppe. Vielleicht können sich manche noch an meinen glorreichen Autritt als alter Offizier erinnern. Ich hab mich jedenfals riesig gefreut Pilar zu sehen, vor allem weil sie einen riesigen Kugelbauch vor sich her schob. Strahlend erzählte sie mir, dass sie verbeamtet, verheiratet und offensichtlich schwanger ist.
An diesem Tag habe ich die Arbeit zufrieden und gutgelaunt verlassen.