Samstag, 25. Juli 2009

ATLANTIS


Schade, Fossi und Meta sind schon wieder weg. Sie haben sich ein Bild verschafft vom Chaos meines Lebens und meinen Koffeinpegel hoch gehalten. Zuerst sind sie mit Küsschen und Umarmungen von Bruna in Barcelona empfangen worden. Am Morgen sind sie müde und bei Regen in Santiago angekommen und haben sich in meinem Wohnzimmer installiert. Die ersten Tage hatte ich leider kaum Zeit. Ich war jeden Vormittag bei meinen Kurs zur Freizeitspaßtante und konnte mit den beiden gerade mal Mittag essen. Nachmittags musste ich arbeiten und die beiden haben in Rekordzeit gelernt Kaffee zum mitnehmen auf Spanisch zu bestellen. Bei dieser Gelegenheit hat Fossi auch gleich den Anmachspruch der Woche erfunden: Chicas para llevar – Mädels zum mitnehmen! Er hatte damit aber nur bei Meta und mir Erfolg ;-) Zum Glück war im Laden nicht viel los und die Chefin war auch nicht ständig da, so dass wir in Ruhe Kaffee trinken konnten. Die beiden haben also erstmal alleine Santiago erobert und sind dann am Freitag 6:45 aufgestanden, um an den Strand zu fahren. Mariano arbeitet jetzt in einem Dorf mit einem seeeeeehr schönen Strand, einziges Problem: er muss viel zu früh los. Jedenfalls entstand so Sonnenbrand Nummer eins. Abend sind wir Pizza essen gewesen mit den Leuten aus meinem Kurs, da leider die meisten nicht besonders viel oder gar kein Englisch reden blieben die Gruppen ziemlich getrennt. Samstag gab's dann gleich noch eine Exkursion mit Mariano ans Meer. Er hatte Abends ein Konzert und während er mit Aufbau und Soundcheck beschäftigt war, haben Fossi und Meta Castro de Baroña erobert, das ist eine original keltische Siedlung auf ein paar Felsen direkt am Meer. Dort ist es richtig schön und ich freu mich dass sie einen Ort kennen gelernt haben mit dem ich schon so viele Erinnerungen verbinde, schade dass ich mal wieder auf Arbeit war anstatt den Touriguide zu geben. Danach waren sie bei Marianos Konzert und ich denke es hat ihnen gefallen auch wenn vom Ende des Konzerts bis zur Heimfahrt ungefähr 300 Stunden vergangen sind. Am Montag haben wir uns dann alle zusammen am frühsten Morgen aus dem Bett gequält und einen genialen Vormittag am Strand verbracht. Nach einem großen Frühstückskaffee haben wir den Strand erobert und dort hatten wir dann jede Menge Gesellschaft und zwar von Delfinen! Die Delfine sind richtig nah an den Strand gekommen und haben auch ein paar große Sprünge für uns gemacht. Leider haben sie nicht gewusst, dass sie in Zeitlupe springen müssen, um auf Metas Fotos zu erscheinen ;-) Als die Sonne dann richtig brannte haben wir uns in die Wellen gestürzt und dann haben Meta und Fossi eine hoch professionelle Sandburg gebaut. Als die Wellen näher kamen habe ich diesen Untergang von Atlantis fotografisch genau festgehalten. Auch bei diesem Strandausflug waren wir wieder nicht schlau genug uns von oben bis unten einzucremen und so kamen wir an vielen Stellen Krebsrot nach Santiago zurück. Der Nachmittag war also ausgefüllt mit der Suche nach einer guten After Sun Lotion und mit gegenseitigen Einschmierorgien. Am nächsten Morgen schlug das Wetter dann komplett um und wir mussten uns nicht mit der Suche nach Schatten beschäftigen. Wir haben noch einen Bummel über den Markt gemacht, um bei galizischen Omas Obst zu kaufen und ekelige Meerestiere zu sehen, dann haben wir uns bis oben hin mit fettigem Essen vollgestopft. Meta und Fossi haben es geschafft doch noch in ein Museum zu gehen, bei dem sie schon mindestens dreimal vor verschlossener Tür standen und dann haben sie sich vor dem Regen zu Hause verkrochen und in After Sun Lotion gebadet. Die letzte Nacht hat es die ganze Zeit geschüttet und die beiden wurden am Morgen sozusagen aus Santiago herausgespühlt, womit wir wieder beim Untergang von Atlantis wären. Mitten im Juli musste ich mit Gummistiefeln und Regenschirm zur Arbeit gehen und habe auch den ganzen Tag nur Regencapes und Regenschirme verkauft.




Mittwoch, 1. Juli 2009

Postkartenverkäuferin

Ich hänge wie immer total hinterher mit der Berichterstattung. Kurz gefasst ist die wichtigste Neuigkeit: Ich bin den Klauen von Home English entkommen. Jetzt lasse ich mich woanders ausbeuten.

Ich arbeite seit Montag letzter Woche in einem Souvenirladen, 7 Tage die Woche von 16 bis 23 Uhr. Im Sommer gibt es weder Urlaub noch freie Tage und ich verdiene einen Scheiß. Wieso akzeptiere ich diesen Job? Ich bin in Santiago und muss nicht mehr jeden Tag 130 km fahren. Ich hab feste Arbeitszeiten, ich muss nicht früh aufstehen. Ich habe keine Chefs mehr die mir andauernd die Schuld in die Schuhe schieben und keine Arbeitskollegen die ihren A... nicht hoch kriegen. Und ein weiterer wichtiger Punkt, ein RAUCHFREIER Arbeitsplatz. Bis jetzt läuft das sehr gut, im Moment bin ich oft allein im Laden, das ist angenehm, weil ich mir die Dauerkonversation mit der Chefin erspare. Am lustigsten ist es deutsche Touristen zu erschrecken, schließlich erwartet keiner plötzlich auf deutsch angesprochen zu werden.

In der Hoffnung nicht für immer Jobs zu machen bei denen mein Potenzial brach liegt, habe ich einen Kurs zur Freizeitbetreuerin angefangen. Ich steuere also darauf zu Ferienlager, außerschulische Aktivitäten und solche Sachen zu machen, außerdem Beschäftigungstherapie für Rentner oder kurz gesagt Spaßtante für Jung und Alt. Der Kurs ist sehr lustig und besteht hauptsächlich darin sich für nichts zu schämen und sich ständig zum Affen zu machen. Also renne ich verkleidet auf der Straße rum, betrete Autowerkstätten um für die Mechaniker zu singen, lasse mich mit einem Seil an andere Kursteilnehmer binden, singe Kinderlieder und bastele Marienkäfer. Das macht richtig Spaß und im Kurs sind ein paar Leute an die ich mich gewöhnen könnte.

Mariano hat auch einen neuen Job! Er wird Kurse machen für Leute die Probleme haben sich im Arbeitsmarkt zu behaupten (Dauerarbeitslose, Ausländer etc.), außerdem muss er ihnen Praktika besorgen, wenn´s geht mit Option auf folgenden Arbeitsvertrag. Das gute ist, dass er einen 2 Jahres Vertrag bekommt und nur Vormittags arbeitet. Das schlechte ist, das er super früh aufstehen muss, wenn er nach Hause kommt bin ich schon auf Arbeit und wenn ich nach Hause komme geht er schlafen.

Im Moment bin ich froh, dass Mariano arbeit hat, er hat schon angefangen sich zu langweilen. Und die Freude über meinen Jobwechsel hält noch an.